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submitted 1 week ago by D_a_X@feddit.org to c/deutschland@feddit.org

Früher wäre das der „Otto Normalverbraucher“ gewesen, aber irgendwie ist der Begriff aus der Mode gekommen. Vielleicht fehlt ihm die „Gisela Normalverbraucher“.

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[-] rumschlumpel@feddit.org 25 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Irgendwo sitzt ein einsames Witwy in seinem Einfamilienhaus, das es alleine bewohnt, und schimpft über unsere Faulheit.

[-] Melchior@feddit.org 5 points 1 week ago

Die leben aber oft auch in Eigentum und nicht in einer Mietwohnung. 700€ Miete sind für ein Witwy auch nicht ganz wenig.

[-] rumschlumpel@feddit.org 9 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Darum geht es ja. Die sind in einer Zeit groß geworden, in denen die Immobilienpreise noch nicht so absurd waren, und haben dann halt jahrzehntelang ihr Haus abgezahlt - heutzutage können sich selbst gutverdienende Doppelverdienerpaare oft nicht einmal die Anzahlung leisten, bis die Kinder erwachsen sind (jedenfalls nicht für Häuser, die in angemessener Nähe zu den Arbeitsplätzen sind).

[-] Melchior@feddit.org 6 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Die Häuser waren billig, da die Zinsen sehr hoch waren. Das Problem heute ist die Anzahlung, aber Immobilien waren schon immer richtig teuer verglichen mit Einkommen und Zinsen.

https://de.statista.com/infografik/31019/oecd-erschwinglichkeitsindikator-fuer-wohnimmobilien/

[-] rumschlumpel@feddit.org 3 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Für die Berechnung des OECD-Erschwinglichkeitsindikators werden die nominalen Immobilienpreise durch das nominale verfügbare Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf dividiert. Sinken die Preise oder steigen die Einkommen, fällt der Indikatorwert. Im betrachteten Zeitraum ist das verfügbare Haushaltsnettoeinkommen stärker gestiegen als die Immobilienpreise. Das verfügbare Einkommen privater Haushalte beschreibt das Einkommen, das den Haushalten für Konsum, Sparen oder Investitionen zur Verfügung steht

Da sind mir zu viele Vereinfachungen drin. Und die Anzahlung ist halt ein integraler Bestandteil der Erschwinglichkeit eines Kredits zum Hauskauf oder -bau, unabhängig davon warum genau die Anzahlungen heute so hoch sind.

[-] brot@feddit.org 2 points 1 week ago

Genau das - es ist total absurd, wie im Internet immer getan wird, dass die Häuser früher alle spottbillig für zwei Butterbrote zu haben waren.

[-] kossa@feddit.org 1 points 1 week ago

Ist aber auch äußerst merkwürdig, den Nominallohn heranzuziehen:

Die Reallöhne sind in Deutschland zwischen 1991 und 2019 um lediglich 12,3 Prozent gestiegen, obwohl sich die Nominallohnsteigerung auf 60,7 Prozent belief.

https://www.bpb.de/themen/arbeit/arbeitsmarktpolitik/322503/lohnentwicklung-in-deutschland-und-europa/

D.h., dass Immobilien laut Index quasi "gleich teuer" geblieben sind, das Geld was ich früher der Bank als Zinsen gezahlt habe, sackt halt heute der vormalige Eigentümer ein. Aber die deutlich größere Zahl des heutigen Nominallöhns hilft halt dann auch nicht, wenn das Realeinkommen aufgebraucht ist, dadurch dass alles andere viel teurer geworden ist.

Zumal auch der Outlook eine große Rolle spielt: ich vermute, dass meine Eltern bspw. beim Hauskauf auch sehr knapp kalkuliert hatten, aber sie hatten halt auch krasse Lohnsteigerungen in Aussicht, so dass es über die Jahre immer entspannter wurde. Das ist heute ja auch eher anders, zumindestens mal die gefühlte Unsicherheit.

Plus bin ich mir nicht sicher, inwiefern bei dem Index auch Zinsänderungen repräsentiert sind. Wenn ich damals (1980, 1990) zu hohen Zinsen finanziert habe mit einem Horizont von 30-35 Jahren, habe ich ja dann später von den niedrigeren Zinsen profitiert. Konnte man nicht ahnen oder drauf spekulieren, aber senkt natürlich den realen Kaufpreis im Nachhinein enorm. Wenn ich heute zu niedrigen Zinsen finanziere muss ich hoffen, dass die niedrig bleiben wenn die Zinsbindung ausläuft.

[-] Melchior@feddit.org 2 points 1 week ago

ich vermute, dass meine Eltern bspw. beim Hauskauf auch sehr knapp kalkuliert hatten, aber sie hatten halt auch krasse Lohnsteigerungen in Aussicht, so dass es über die Jahre immer entspannter wurde.

Gerade die 90er waren relativ hart in Deutschland. Durch die Wiedervereinigung kamen viele gut gebildete Ostdeutsche auf den Arbeitsmarkt und gleichzeitig fingen die Boomer an zu arbeiten. Sprich hohe Arbeitslosigkeit. Anfang der 80er gab es eine Ölkrise mit allem was dazugehört.

Wenn ich damals (1980, 1990) zu hohen Zinsen finanziert habe mit einem Horizont von 30-35 Jahren, habe ich ja dann später von den niedrigeren Zinsen profitiert

In den letzten 5Jahren gab es auch zusammen fast 20% Inflation. 2020 war der Bauzins bei 0,8%. Mit fixen Zins profitiert man also gerade massiv von Nominallohnsteigerungen, da man den Hauskauf mit Geld zurückzahlt was 20% weniger Wert ist. Wenn wir weiterhin 2% Inflation haben kommt man dann 2030 als 10 Jahre Kredit bei 32% Inflation und nach 15 Jahrne 2035 auf 46% Inflation. Das Einkommen dürfte wohl wenigstens um die Inflation steigen und man wird wohl auch etwas abbezahlen. Das ist schon ein massiver Vorteil

Aber die deutlich größere Zahl des heutigen Nominallöhns hilft halt dann auch nicht, wenn das Realeinkommen aufgebraucht ist, dadurch dass alles andere viel teurer geworden ist.

und

Ist aber auch äußerst merkwürdig, den Nominallohn heranzuziehen:

Reallohn = Nominallohn - Inflation

Häuser sind auch von Inflation betroffen... Ich glaube du erkennst warum die OECD das so gemacht hat.

[-] smokeysnilas@feddit.org 6 points 1 week ago

Unser aktuelles Problem ist das praktisch nur Schrottimmobilien von vor >70 Jahren mit Ölheizung und übelstem Sanierungsstau inseriert werden. Vernünftige Immobilien werden nur im Familien- und Bekanntenkreis weiter gegeben.

Ich würde ja auch gutes Geld bezahlen aber es gibt auf dem Markt hier nichts zu kaufen 🙁 ich gucke seit gut 3 Jahren wöchentlich die Inserate und die guten Gelegenheiten kann ich an einer Hand abzählen. Und die sind dann einen halben Tag nach Schaltung des Inserats weg "wir machen keine weiteren Besichtigungen denn wir haben schon so viele Interessenten".

Neubau gibt es praktisch keine Grundstücke, und wenn dann ist die Lage ultra mies und Bauträgerbindung bei der man jenseits der 800k€ landet. Oder halt 650k€ für ein 120m² Reihenmittelhaus ohne eigene Zufahrt, Keller sowieso nicht. Ich sag nicht das man das alles braucht, aber das Geld bekomme ich doch niemals wieder wenn ich verkaufen müsste.

[-] the_wiz@feddit.org 5 points 1 week ago

mit Ölheizung

Luxus... in meiner Hütte gab es bis vor vier Jahren nur einen Kachelofen und einen Holzherd... heul

[-] rumschlumpel@feddit.org 5 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Was ist denn an Ölheizungen so schlimm, im Vergleich zu Gasheizungen (Wärmepumpe wäre natürlich besser, aber das ist wahrscheinlich schon sehr selten zum Verkauf ...)?

Edit: Sind wir hier auf feddit.org echt schon so weit, dass ernst gemeinte, sachlich gestellte Fragen runtergewählt werden? Traurig.

[-] PatrickYaa@feddit.org 5 points 1 week ago

Also vom Umbau-aufwand her wahrscheinlich garnichts. Aber Öl als Brenngutbist nochmal dreckiger als Gas. Das ist ja ein Stoffgemisch aus langkettigen Kohlenwasserstoffen, die nicht immer komplett oxidieren, d.h. du hast direkt eine höhere Ruß/Partikelbelastung als bei Gas. Dann ist Erdöl auch Schwefelbelastet, die Oxidationsprodukte davon sind jetzt auch nicht geil. Und die potentiellen Havarien sind halt direkt nochmal ne andere Größe. Also zusätzlich zum freisetzen von Methan/Klimaschädlichen Gasen hast du direkt noch ne Grundwassergefährdung.

[-] smokeysnilas@feddit.org 4 points 1 week ago

Die sind angezählt und müssen absehbar ersetzt werden. Das Heizungsgesetz ist zwar erstmal vom Tisch aber das wird doch früher oder später wieder kommen.

Und das ist ne Sauerrei. Alte Ölheizungen sind auch gerne mal undicht. Und wenn nicht, dann sind die Chancen das in den letzten 70 Jahren mal eine Ölheizung undicht war groß. Und das heißt Schadstoffbelastung im Heizungsraum, der ist dann verseucht und nicht benutzbar. Und das zu sanieren ist extrem aufwendig und teuer.

Wenn das eingepreist ist und man Lust auf die Baustelle hat dann meinetwegen. Kommt für mich aber nicht in Frage, ich hab schon nen Job und dazu ne Familie. Für so eine Baustelle habe ich keine Zeit. Selbst wenn man Handwerker beauftragt muss man sich kümmern und organisieren. Vor allem weil ja i.d.R. dann noch mehr Sanierungsstau existiert.

[-] rumschlumpel@feddit.org 2 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Die sind angezählt und müssen absehbar ersetzt werden. Das Heizungsgesetz ist zwar erstmal vom Tisch aber das wird doch früher oder später wieder kommen.

Das gleiche gilt doch für Gasheizungen. Die aktuelle Gesetzeslage sieht vor, dass neue Gasheizungen nur dann erlaubt sind, wenn sie 1. "H2-Ready" sind (fähig, mit Wasserstoffgas zu heizen) und 2. es von der lokalen Politik konkrete Pläne dazu gibt, der Bevölkerung ausreichend Wasserstoff zur Verfügung zu stellen. Ich bezweifle jedoch stark, dass letzteres besonders häufig eintreten wird, da wir einfach nicht genug Wasserstoffgas haben (und so schnell auch nicht haben werden), um es buchstäblich zu verheizen.

Zugegebenermaßen ist es schon ein deutlicher Vorteil, wenn der Rückbau bei Gasheizungen deutlich günstiger ist.

[-] brot@feddit.org 3 points 1 week ago

Es gibt übrigens bereits öffentlich Pläne für ein Wasserstoffkernnetz. Wenn da keine Pipeline in deiner Nähe geplant ist (Spoiler: Ist sie nicht), dann wird das mit der H2-Gasheizung nix

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Wasserstoff/Kernnetz/start.html

[-] rumschlumpel@feddit.org 2 points 1 week ago

Interessant. Scheint ja eigentlich die Bevölkerungszentren ganz gut abzudecken, mein Wohnort wäre jedenfalls angeschlossen.

this post was submitted on 22 Jul 2025
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