Wie man so ein System konkret ausgestalten könnte, weiß ich auch nicht. Vielleicht durch eine Art bedingungsloses Grundeinkommen, was erstmal jeder bekommt und dann je nach Job nochmal 0...100% on top. Welcher Job wie unbeliebt ist könnte man ja ggf. über eine Art Auktion entscheiden. Job XY wird ausgeschrieben für 5% Zusatzeinkommen. Wenn sich niemand findet, erhöht sich der Preis schrittweise bis auf 100%. Wenn sich dann immer noch niemand findet muss man den Job eben attraktiver machen. Weniger Arbeitszeit, weniger Risiko, weniger Stress, auf mehr Leute aufteilen o.ä. Oder als Gesellschaft einfach auf diese Jobs verzichten und einen Workaround suchen.
ich musste dafür schon kämpfen, Risiken eingehen, Wohnort wechseln und Verzicht üben im Studium
Ich kenne natürlich deine Vita nicht, aber grundsätzlich würde ich behaupten, dass das Studium für die meisten kein allzu großes Leiden war. Klar muss man büffeln, aber meistens bleibt dann trotzdem noch ne ganze Menge Freizeit und Freiheit übrig. Zumindest bei den Akademikerinnen und Akademikern in meinem Bekanntenkreis blicken die meisten eher positiv auf ihr Studium zurück. Bezahlt hat es häufig noch der Staat (ggf. plus BAFÖG).
Und deshalb sehe ich ein Studium auch nicht unbedingt als Rechtfertigung für ein höheres Gehalt. Wenn es ein besonders ätzendes, anstrengendes, gefährliches, ... Studium war, würde ich das wieder analog zu den Jobs sehen. Da gibt's dann entsprechend mehr, damit sich jemand findet.
Dass Geld ein wichtiger Motivator ist, sehe ich wie du. Ich würde nur sagen, dass es dafür nicht diese extreme Spreizung bräuchte.
Wenn das Durchschnittsgehalt 1300€ und das Mindestgehalt 1000€ wäre, wäre es meiner Meinung nach immer noch eine starke Motivation für 100€ extra einen unattraktiveren Job zu machen.
In unserem aktuellen Gehaltsgefüge wird eben, wie du es auch beschreibst, die Leistung bzw. der Output des einzelnen belohnt. Wer viel leisten kann oder etwas besonders anspruchsvolles beherrscht, wird deutlich stärker vergütet.
Du sagst, dass die Mehr-Leister mehr verdienen als die Minder-Leister.
Ich würde sagen, dass die Leistungsfähigkeit eines Menschen in den seltenen Fällen wirklich ein eigenständiger Verdienst ist. Manche Menschen haben (im Bezug auf den Arbeitsmarkt) einfach bessere Gene, genossen eine bessere Bildung, haben stärkeren familiären Rückhalt als andere oder haben vielleicht auch einfach mehr Glück gehabt an den entscheidenden Punkten im Leben. Es gibt extrem viele externe Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg im Beruf und Leben entscheiden.
Ich finde es moralisch nicht fair, wenn ein intelligenter, starker und belastbarer Mensch aus reichem Hause ein (signifikant) höheres Gehalt bekommt als ein (nicht abwertend gemeint) dummer Kranker aus einem sozialschwachen Milieu, nur weil bei dessen Arbeit weniger Output generiert wird.
Moralisch gerechter wäre aus meiner Sicht, Menschen nach ihrem Input zu vergüten. Wie sehr bemüht sich eine Person? Wie sehr geht sie an die persönliche Belastungsgrenze?
Im Extremfall bedeutet das vielleicht, dass Person A 60 Stunden in der Woche genialste Denkarbeit abliefert, Person B nur 20 Stunden einfache Hilfstätigkeiten ausübt und trotzdem beide mit derselben Knete nach Hause gehen. Wenn dabei beide an ihr Limit gehen, finde ich das trotzdem gerechter als den Status Quo.
Ich bin mir aber auch durchaus bewusst, dass so ein Modell vermutlich niemals von einer breiten Masse akzeptiert werden wird. Dafür sind wir vermutlich evolutionäre viel zu stark auf Konkurrenzkampf und Dominanzstreben programmiert.