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submitted 3 weeks ago by Kai@feddit.org to c/dach@feddit.org
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[-] DrunkenPirate@feddit.org 6 points 3 weeks ago* (last edited 3 weeks ago)

Dir geht es um irgendwelche statistischen Winkelzüge. Ich versuche das aus der Realität zu sehen.

  • Dir ist hoffentlich klar, dass die oberen 10% ein Fliegenklecks sind im Vergleich zu den oberen 1%, oder?
  • Diese oberen 1% verzerren allerdings die Statistik massiv
  • Vermögen von 1 Mill pro Haushalt sind in manchen Regionen schnell erreicht mit einem EFH, 2 Autos, Sparbuch
  • Vermögen von 1 Mill pro Haushalt hat jeder kleine Unternehmer mit 1 oder 2 AN
  • Jeder Privatbürger/ Privathaushalt würde gezwungen werden eine Bilanzbuchhaltung mit den Vermögenswerten zu führen - jeder! Auch MiniJobber und Mindestlöhner.
  • Keine Quittung mehr vom Computer vor 10 Jahren, der nun als Rooter sein Restleben verwertet? Tja, Finanzamt schätzt das dann. IdR zu deinem Ungunsten.
  • Alle Firmen müssen ihre Eigentümer veröffentlichen, auch ausländische Firmen sowie AG‘s (Wäre tatsächlich ein positiver Aspekt), um die Besitzer aller Firmenkonstrukte mit ihren Vermögenswerten auf Haushaltsbasis zu erfassen.
  • Privatpersonen werden steuerlich noch stärker benachteiligt gegenüber Firmen als jetzt schon. Privatpersonen können Vermögenswerte nämlich nicht abschreiben - d.h. dein Ikeasofa geht immer noch mit 350€ in deine Vermögensbilanz ein, obwohl es seit 5 Jahren ranzig und durchgesessen im Gemeinschaftskeller steht. Dein kaputtes Rennrad steht weiterhin mit 3000€ im Buch.
  • Eventl. gibt’s dann Klagen, die das durchsetzen wollen und dann braucht erst Recht jede Privatperson einen Steuerberater. Kostet dann ca. 500-700€ extra im Jahr, denn das kann keine App so schnell für dich machen.
  • Achso, das beste habe ich mir zum Schluss aufbewahrt: Kein Bock auf den Scheiss und du gibst irgendwelche Zahlen an - das Finanzamt soll dich nicht nerven!?! „Steuerhinterziehung [wird] mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet wird.“

Das ist einfach Irrsinn mit 1 Mill. Vermögen. Freibetrag 5 Mill und da kommt kein üblicher Arbeitnehmer so schnell hin und dann ist die ganze Steuerformularkacke nur für Unternehmer und Überreiche.

[-] kossa@feddit.org 6 points 3 weeks ago

Ja, muss schrecklich gewesen sein damals: die Stasi war neidisch auf die Befugnisse der bundesrepublikanischen Finanzbehörden, als es noch eine Vermögensteuer gab: jeder wurde ständig durchsucht, um auch das letzte durchgesessene Sofa aufzutreiben. Das halbe Land saß wegen Steuerhinterziehung im Knast, weil sie Omas alte Nähmaschine in ihrer Familienbilanz nicht aktiviert hatten 😅

Aber im Ernst: deine Probleme hast du doch auch mit 5 Mio. als Grenze?! Meine "statistischen Winkelzüge" sagen doch aber genau das: schon ab 1 Mio. sind nur ca. 5-8 % der Haushalte überhaupt betroffen, die meisten noch nicht mal, weil Freibeträge bei gemeinsamer Veranlagung addiert werden und wieder die allermeisten Menschen in solchen Gefilden verheiratet sind.

Das Märchen vom EFH hatte ich in 'nem anderen Thread irgendwo rausgesucht: nur 3% wohnen in Eigentum, das mehr als 1 Mio. wert ist. Bei der überwiegenden Mehrheit der Eigenheimbesitzer ist ja auch das gesamte Vermögen in der Immobilie. Wer also tatsächlich im Mio. Eigenheim sitzt UND weitere Vermögenswerte hat, ist auch wieder ein seltener Vogel. Und, auch wenn diese Art von Vogel es immer nicht wahr haben will: ziemlich reich.

[-] DrunkenPirate@feddit.org 2 points 3 weeks ago* (last edited 3 weeks ago)

Jaja, dreh es dir argumentativ zurecht bis es passt. Es ist die Rede von 1 Mio Vermögen PRO HAUSHALT, nicht 1 Mio Wert eines EFH. Weia.

Schon mal den Wikipediaeintrag dazu gelesen?

Das finde ich weniger effektiv - von den 4,62 Mill Einnahmen blieben nur 3,14 Mill Euro über. Weil die Erhebung ca. 32% an Kosten verursacht. Das ist ein Bürokratiemonster!

Im Jahr 1996, dem letzten Jahr ihrer Erhebung, nahmen die Bundesländer durch die Vermögensteuer gut 9 Milliarden DM (umgerechnet 4,62 Milliarden Euro) ein.[11]

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung schätzte in einer Untersuchung im Auftrag des Bundesfinanzministeriums die Gesamtkosten für Staat und Steuerzahler für das Jahr 1984 auf etwa 32 % des Vermögensteueraufkommens (20 % Erhebungskosten und 12 % Befolgungskosten).[19][20]

So könnte das was werden. Man beachte - das obere 0,6% der Bevölkerung - wird besteuert. Das ist zielgerichtet und kostengünstig. Den Absatz fand ich ganz gut

Auf Grund von Berechnungen für eine mögliche Vermögensabgabe[12] kam Stefan Bach 2013 zu dem Schluss, dass bei einem persönlichen Freibetrag von einer Million Euro (bei Ehepaaren entsprechend zwei Millionen Euro) und einem Freibetrag für Betriebsvermögen von fünf Millionen Euro etwa 300.000 Personen oder 0,6 Prozent der Bevölkerung steuerpflichtig wären. Ein Steuersatz von 1 % würde dann in einem Steueraufkommen von 14 Milliarden Euro resultieren

[-] kossa@feddit.org 5 points 3 weeks ago

Hä? Das war die Erwiderung auf

Vermögen von 1 Mill pro Haushalt sind in manchen Regionen schnell erreicht mit einem EFH, 2 Autos, Sparbuch

Der "Haushalt" hat ja wahrscheinlich meistens 2 Mio. Freibetrag. Aber ansonsten ist es selten, ein teueres Haus, zwei teure Autos und ein volles Sparbuch zu haben, und damit in die Regionen von 1 oder 2 Mio. zu kommen. Das Sparbuch ist ja erstmal leer, weil man hat ja das Haus gekauft. Das dann auch noch abbezahlt wird, also ist die Mittelschichtfamilie weit weg von der Milliongrenze.

So könnte das was werden. Man beachte - das obere 0,6% der Bevölkerung - wird besteuert

und dann das Zitat

dass bei einem persönlichen Freibetrag von einer Million Euro (bei Ehepaaren entsprechend zwei Millionen Euro) und einem Freibetrag für Betriebsvermögen von fünf Millionen Euro etwa 300.000 Personen oder 0,6 Prozent der Bevölkerung steuerpflichtig wären

Ja, äh? Dann ist doch alles super. Wobei das Zahlen von 2013 sind, also sind es heute wohl 1,2%. Ist doch super, haben wir mit einem Freibetrag von 1 Mio. also exakt das obere Prozent erwischt, hurra!

Bürokratiemonster

Ja, ist es vermutlich. Aber ich halte es für wichtig. Erstens Gerechtigkeit, diesdasjenes. Aber vor allem: das von allen geliebte Wirtschaftswunder wurde durch massive Umverteilung erreicht: richtig hohe Einkommenspitzensteuersätze, Vermögensteuer, Lastenausgleich (lies dir da mal den Wikipedia Artikel durch, da schlackerst du mit den Ohren). Ist ja klar: wenn man sinnlos rumlungerndes Geld in die Hand nimmt und davon massiv Schulen, Schwimmbäder, Straßen, younameit baut, profitieren alle davon. Wenn das Geld oder die Werte nur rumliegen, dann profitieren nur die Besitzer. Und der Weg ist leider lang und steinig. Ich fände einen neuen Lastenausgleich prima: könnte man wunderbar mit der Mammutaufgabe Dekarbonisierung begründen. Aber bis das funktioniert, müssen wir überhaupt erstmal wieder die Besteuerung von Vermögen normalisieren. Wir haben es ja irgendwie geschafft innerhalb nur einer Generation so zu tun, als wäre die Besteuerung von Vermögen völlig inakzeptabel und das abgrundtief Böse.

[-] Rbnsft@lemmy.world 2 points 3 weeks ago

Ich denke das es selbst bei drei Prozent zu tun viel Arbeit wäre alle zu prüfen.. 2,5 Millionen haushakte/Personen bei 3%.. Wenn man sich auf die reichsten 1% oder weniger ab ka 10 Mille konzentriert wäre der Aufwand vs Gewinn viel sinniger oder nicht? Aufwand vs Gewinn und so.. Is halt genauso sinnig wie bg Empfänger alles zu durchleuchten um zu gucken ob jemand drei fünfzig zu viel hat. Aber lasse mich gerne berichtigen

[-] kossa@feddit.org 3 points 3 weeks ago

Ich bin mir nicht sicher, woher die Annahme rührt, dass man immer alles prüfen muss. Bei den Einkommensteuererklärungen wird ja auch nicht jedes Jahr alles geprüft?! Das läuft über Plausibilitätskontrollen und vergleichende Kontrollen: wenn jemand ein Einkommen von 200k hat, aber kein Eigentum bei der Vermögensteuer angibt, schaut man mal nach, das ist unwahrscheinlich.

Dann hat man die vergleichenden Prüfungen: wenn 100 Leute 2 Mio. Haus und 500k Aktien angeben, dann gibt einer 2 Mio. Haus und keine Aktien an, guckt man mal nach.

In dem Wikipedia Artikel von @DrunkenPirate@feddit.org stand ja, dass mit 1 Mio. Freibetrag und 5 Mio. Unternehmerfreibetrag 2013 nur 0,6% der Haushalte betroffen gewesen wären. Inflation, diesdasyaddayadda, lass die Zahl ruhig verdoppeln: dann sind das heute 1,2% betroffene Haushalte. Mit diesen "niedrigen" Freibeträgen trifft man schon nur das eine Prozent. Vielleicht die oberen zwei Prozent.

Ich verstehe ja woher das kommt: ich finde auch, dass sich das nicht nach viel anhört, aber man unterschätzt einfach, wie wenig Vermögen die allerallermeisten Menschen im Land haben, und das wirklich nennenswert über eine Million Vermögen sehr sehr wenige Haushalte betrifft.

this post was submitted on 16 Aug 2025
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