Ich habe diese Woche Hell’s Angels von Hunter S. Thompson fertig gelesen. Generell bin ich kein großer Fan von Non-Fiction, aber Thompson’s impressionistischer Gonzo-Style ist fesselnd und sensationalistisch genug, dass seine Geschichten mich in der Regel trotzdem unterhalten. Sein großes Talent liegt für mich darin, die Stimmung eines Augenblicks in der amerikanischen Psyche abzubilden, scharfsinnig zu analysieren und kritisieren. Es gibt durchaus Passagen in Hell’s Angels, in denen er mir dabei zu weit geht, scheinbar der Magie des Momentes verfällt und die verbrechen und sehr fragwürdigen Ansichten seiner Subjekte, die oft eher Freunde für ihn zu sein scheinen, relativiert und verharmlost. Besonders wenn es um Vergewaltigungen und Rassismus geht ist das sehr Problematisch. Am Ende fällt Thompson aber, wie auch der Rest Amerikas von seiner Faszination mit den Angels ab und kriegt die Kurve noch einmal. Er kritisiert sie, und die Gesellschaft, die sie zu dem gemacht hat, was Sie sind, stark und zeigt vor allem im Vergleich zur parallel laufenden Beatnik und Counter-Culture-Bewegung wie erbärmlich die Angels eigentlich sind. Ich hatte Spaß beim Lesen, man muss dieses Buch aber als Werk seiner Zeit kritisch lesen.
Außerdem habe ich ein Buch mit einer Auswahl von Earnest Hemingway’s Kurzgeschichten gelesen. Vor allem The Snows of Kilimanjaro und die semi-autobiografischen Nick Adams-Geschichten darin fand ich interessant. Eigentlich mag ich Hemingway nicht besonders, ich kann nicht wirklich etwas mit seinem Ethos vom stoischen, frauenfeindlichen und stets zu viel trinkenden harten Kerl und Abenteurer anfangen. Vielleicht auf Grund der Auswahl der Geschichten in diesem Buch kam mir das ganze aber eher wie eine Warnung gegen diesen Lifestyle vor. Trotzdem denke ich, dass Hemingways Leser, die ihn wegen seiner stoischen Haltung und meiner Meinung nach toxischen Maskulinität feiern hier in ihren Ansichten bestärkt werden. Ähnlich wie etwa Fight Club Fans, die Tyler Durden als Helden sehen und selbst Fight Clubs gründen wollen. Hemingways Stil lässt dem Leser viel Platz um zwischen den Zeilen zu lesen, und so kann man sich hier leicht seine eigene Moral bestätigen lassen, egal in welche Richtung diese auch gehen mag.