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this post was submitted on 26 Sep 2023
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DACH - jetzt auf feddit.org
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founded 1 year ago
MODERATORS
Wie ist denn dein Vorschlag für den Umgang mit Falschinformationen?
Ich akzeptiere die Prämisse nicht, dass sie ein echtes gesellschaftliches Problem darstellen. Ich bin grundsätzlich für eine pluralistische Gesellschaft, in der es unterschiedliche Informationsquellen gibt und sich selbst denkende Bürger aussuchen können, welchen sie glauben.
Per Definition, wenn etwas der status quo ist (d.h. keine "Falschinformationen", wie von der EU oder wem auch immer definiert), gibt es dafür eh schon genügend Propagandaorgane. Wenn jemand herausfinden will, was dieser ist, hat er keine Probleme, das herauszufinden. Dafür ist keinerlei Zensur notwendig.
Der Witz ist, dass Falschinformationen durch schiere Wiederholung Wirkung erzeugen, selbst wenn du nicht daran glaubst. Das ist das Prinzip der Werbung, seit es Werbung gibt, oder denkst du wirklich Persil wäscht weißer als alle anderen Waschmittel, nein, warum weißt du dann was Persil ist?
Wenn du von Meldungen bombardiert wirst, dass der Angriffskrieg gegen die Ukraine "Russiche Selbstverteidigung gegen den Westen" war und du nicht super politisch informiert bist, dann bleibt da ein nagender Zweifel hängen, wie die Idee, dass ein Waschmittel besser ist, als ein anderes, im Laden dich unbewusst zu dem greifen lässt, mit dessen Namen du lange genug bombardiert worden bist.
Mensch sein, heißt manipulierbar sein in der Masse. Die Manipulationstechniken werden immer ausgefeilter und die Zielgruppen für Falschinformationen, dank der enormen Daten die X und Facebook über ihre NutzerInnen haben und weiterverkaufen, auch immer besser eingrenzbar. Was du von Falschinformationen siehst und was andere sehen ist extrem verschieden, weil Algorithmen aussuchen wer wohl am ehesten drauf reinfällt, ob politische Propaganda oder Waschmittelwerbung ist denen egal.
Menschen müssen vor einer Industrie, die studiert wie man Menschen am besten manipuliert, beschützt werden, weil der Einzelne dagegen kein Mittel hat. Selbst wenn Einzelne sich zur Wehr setzen und sich informieren, müssen sie mit einer Mehrheit leben, die manipuliert wird und sie an der Wahlurne überstimmt. Gesetzliche Eingriffe sind immer da von Nöten, wo die eine Seite Geld, Reichweite und Techniken besitzt gegen die die andere Seite (hier VerbraucherInnen) keine gleichwertigen Mittel hat.
Demokratie muss beschützt werden, von jeder einzelnen BürgerIn und von den Organisationen die sie dafür wählen und/oder bezahlen, also der Regierung, den Parteien und den Nichtregierungsorganisationen.
Man kann den Markt nicht sich selbst überlassen und nicht zur Ware werden. Wir werden schlicht für dumm verkauft, wenn es keine Regelungen gegen Falschinformationen gibt und dass die Regierung, die festlegt was das ist eine Falschinformation, es richtig macht dafür kannst du dann an der Wahlurne entscheiden oder mit Hilfe von NRO's Einfluss nehmen.
OK, dass "Algorithmen" in sozialen Medien ein Problem sind, dem Punkt stimme ich auf jeden Fall zu. Wie haben wir es nur in den klassischen Webforen in den 2000ern geschafft, zu diskutieren und zu kommunizieren, ohne "den Algorithmus", sondern nur durch Threads, die durch jeden Beitrag für alle gebumpt werden?
In dem die meisten Leute davon ausgeschlossen waren. Ich bin 57 jahre alt und zum Beispiel Frauen in meinem Alter und mit meiner Herkunft (sozial eher schwach und mit mittlerem Bildungsabschluss) haben zu 99% in 2000 kein Internet gehabt.
Vergleich das mit heute.
Hinzu kam, dass die Regeln in den Foren hart waren "nutz die Suchfunktion, das verstößt gegen die Forenregel, plonk" ... wer sich nicht angepasst hat war schneller seinen Account los als man im Linux Forum "Windows ist toll" ~~sagen~~ schreiben konnte.
Und am Wichtigsten: Die Meinungsmacher lagen noch in den Kinderschuhen, die Daten der Foren wurden nicht in großem Stil gesammelt, verarbeitet und zur gezielten Werbung/Desinformation genutzt und die Techniken zur Manipulation waren noch nicht da. Influenzer war noch kein Begriff...
Wir haben das Paradies des Internet erlebt, ein Wunder weltweiter Kommunikation und heute eine Jauchegrube.
Das ist wohl wahr. Trotzdem finde ich, das Konzept wäre auch heute noch besser für die Gesellschaft als die Strukturen der meisten heutigen "sozialen Medien". Jeder, der einem bestimmten Thema folgt, bekommt genau dasselbe zu lesen. Es wäre wünschenswert, sich zu überlegen, wie dieses Konzept auf die heutige Anzahl von Internetnutzern skalierbar ist.
Feddit ist ja ein solcher Versuch. Noch sind die Algorithmen hier nicht der bestimmende Faktor. Da heisst aber auch, dass man als NutzerIn mehr investieren muss um Inhalte zu finden, die man sehen will und das ist vielen zu anstrengend, nachdem sie es gewöhnt sind endlos passenden Inhalt mit dem Löffel serviert zu bekommen.
Ich bin hier meist nach 40 Minuten maximal fertig mit meinem täglichen Internet, 25 Minuten, an Tagen an denen ich nichts kommentiere.
Ich finde genau das an feddit und anderen Plattformen unpraktisch. Ich brauche leider die Magie der Algorithmen, um das Relevante aus der Masse zu fischen. Twitter konnte das früher hervorragend, TikTok kann es immer noch. Und ich glaube, die große, werberelevante Masse konsumiert Medien auch so.
Ja, Lemmy gibt mir etwas Hoffnung für die Zukunft (ich bin Nutzer einer anderen Instanz als feddit, aber ich denke, dort wird es wohl ähnlich sein). Es kopiert aber die Struktur von reddit, nicht die klassischer Webforen, was insbesondere bedeutet, dass Threads nicht gebumpt werden, wenn jemand kommentiert; somit entstehen hier nie so lange Hin-und-Her-Diskussionen wie in klassischen Webforen, weil kaum jemand einen Thread ein zweites Mal aufmacht.
Ach brudi :-(
Ja, in einer perfekten Welt hättest du sicherlich recht. Leute würden sich bei jeder dummen Nachricht in einer Telegramgruppe, dass die Grünen uns das Lachen verbieten wollen fragen und recherchieren ob das denn wirklich stimmt.
Da wir aber nicht in einer perfekten Welt leben und Idioten (auch und gerade idioten mit sehr viel Geld) massiv und gezielt Informationen und Wahlen beeinflussen für ich es erschreckend naiv und gefährlich einfach zu behaupten, dass die Wahrheit schon ihren Weg findet.
Siehe hierzu etwa die aktuellen Machenschaften Julian Reichelts, nur als ganz kleines Beispiel: https://piped.video/watch?v=6IspJP1jBis&t=0