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submitted 1 year ago* (last edited 1 year ago) by Cloudkettle@feddit.de to c/aufmuepfig@feddit.de

Ich bin mir unsicher. Es gibt schon problematische Tendenz innerhalb der Community. Aber auch sehr gute. Was denkt ihr?

Ich finde es übrigens generell eine problematische Tendenz, dass Admins im Fediverse zunehmend meinen, ihre Nutzer vor bösen anderen Instanzen abschirmen zu müssen. Das sollte mMn nur eine letzte Option sein, wenn die Moderatoren der Communitys nicht klar kommen. Denn es führt zu einer unnötigen Zersiedelung des Fediverse.

Ich verstehe es bei bei Instanzen mit Leuten, die den Genozid an den Uiguren rechtfertigen oder Stalins Massenmorde abfeiern (Lemmygrad). Aber bei Chapo finde ich diese Schwelle nicht überschritten.

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[-] gnuhaut@lemmy.ml 5 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Ach haben die das jetzt schon vorsorglich gemacht? Ich glaube, dass auf einem so antikommunistischen Server wie feddit.de gar keine linke Community bestand haben kann. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Mehrheitsmeinung auf Hexbear zu den Vorgängen in Xinjiang ebenfalls ist, dass es sich nicht um Genozid handelt, was im Übrigen auch meine Meinung dazu ist. Überzeugt hat mich damals der de-debunking-thread auf r/neoliberal. Die haben so schwache Argumente und Quellen zusammengetragen, dass es mir zu blöd wurde.

Ich möchte hierzu auf die Expertenbefragung dazu im Bundestag hinweisen:

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw20-pa-menschenrechte-uiguren-837080

Die Experten sind sich uneins, aber hier mal eine ziemlich skeptische Meinung:

Zurückhaltender in seiner Bewertung zeigte sich Dr. Norman Paech, emeritierter Professor für Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg: Dass im Zuge des Kampfes der chinesischen Regierung gegen sich radikalisierende „fundamentalistische Muslime“ in Xinjiang Menschenrechte sehr wahrscheinlich verletzt worden seien, räumte er ein – „Großverbrechen“ wie Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezweifelte er jedoch.

Es gebe bislang keine belastbaren Beweise für umfassenden Freiheitsentzug, für systematische Verfolgung und Folter, so Paech. Die Einschaltung der Generalbundesanwaltschaft würde er daher nicht befürworten.

Wer Bock hat sollte mal nach dem letzten "Experten" in der Liste, Adrian Zenz, googlen. Das ist ein (deutscher) Evangelikaler, der sich von Gott berufen fühlt, gegen die gottlosen chinesischen Kommunisten zu kämpfen. Der hat auch ein Buch geschrieben, wo er die Bibel nach Zahlen durchkämmt, um versteckte Codes/Prophezeiungen zu finden. Extrem viele Artikel zu Xinjiang berufen sich auf den, obwohl nichts, was der dazu veröffentlicht hat, peer-reviewed ist.

Hier ist ein Video von BadEmpanada, welches im Übrigen bei den China-Freunden gar nicht gut ankam, das aber die Vorwürfe ganz OK zusammenfasst und ebenfalls zu dem Schluss kommt, dass nach der gängigen UN-Definition nicht von Genozid gesprochen werden kann:

https://www.youtube.com/watch?v=cz9ICFDk8Js

[-] gnuhaut@lemmy.ml 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Ich führe das mal noch aus:

In Xinjiang wurde nach Terrorangriffen (nicht unbedingt unprovoziert) von Separatisten/Islamisten ein Crackdown durchgeführt. Der Höhepunkt dieses Crackdowns scheint inzwischen Überschritten, d.h. die Maßnahmen wurden inzwischen zurückgefahren (Associated Press).

Teil des Crackdowns ist/war u.a. Überwachung, Polizeikontrollen und Umerziehungslager. Menschen mit angeblichen oder echten Sympathien für Separatismus/Islamismus wurden in einer Art Rasterfahndung und/oder durch Denunziation (oft durch lokale Partei- oder Regierungsorgane) ausgewählt und dann unfreiwillig in Umerziehungslager (quasi Gefängnisse mit Unterricht) gesteckt. Chinesische Propaganda redet hier gerne von Ausbildungszentren und Freiwilligen. Diese Darstellung ist lachhaft. Die meisten Leute in diesen Einrichtungen haben entweder gar keine Straftaten oder nur Bagatelldelikte begangen, und wurden offensichtlich von den Behörden in diese Einrichtungen gezwungen oder zumindest unter enormen Druck gesetzt, damit sie sich "freiwillig" melden. Scheinbar werden die Leute meistens nach ein paar Monaten oder ein-zwei Jahren wieder freigelassen.

Die Zahl der Betroffenen ist unklar, die Zahl von über 1 Million basiert so weit ich weiß auf einer Umfrage von ~10 anonymen Personen, welche die Zahl der Verhafteten in ihrer Gemeinde geschätzt haben. Das wurde dann auf die gesamte Provinz hochgerechnet. Die Methodik ist zweifelhaft und die Zahl nicht überprüfbar.

Diese Vorgänge erfüllen allerdings nicht die UN-Definition (es gibt noch andere nicht-offizielle Definitionen) eines Genozids, weil dazu eine Absicht zur Auslöschung einer Gruppe (hier der Uiguren) vorliegen müsste. Allerdings werden die Uiguren offensichtlich nicht ermordet, was auch niemand behauptet. Es gibt dazu dann Vorwürfe zur Geburtenkontrolle, die aber nicht gut substanziiert sind.

Legt man eine weite Auslegung des Begriffs ("kultureller Genozid") zugrunde, kommt man schnell in Schwierigkeiten, weil dann extrem viele Länder im Westen in jüngster Vergangenheit und auch in der Gegenwart ebenfalls an Genozid beteiligt wären.

[-] Guildo@feddit.de 1 points 1 year ago

Der Adrian Zenz, der immer als seriöse Quelle hofiert wird, wenn es um die Uyguren geht?

this post was submitted on 18 Jun 2023
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