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submitted 1 year ago* (last edited 1 year ago) by A2PKXG@feddit.de to c/finanzen@feddit.de

Vorher waren es 3.75%.

Der €STR steigt dann von 3.1 auf 3.4%.

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[-] A2PKXG@feddit.de 12 points 1 year ago

Das Thema ist so kompliziert, dass nichteinmal die Zentralbanken es richtig verstehen. Es ist viel hokus-pokus dabei. Es ist eine sehr mächtige wirtschaftspolitische Stellschraube, und gleichzeitig mehr oder weniger die einzige.

Im Prinzip steuert man mit dem Leitzins den Preis von Geld.

Ist Geld billig, so lohnen sich Investitionen mehr.

Zum Beispiel ein Mehrfamilienhaus zum Vermieten. Wenn die Zinsen hoch gehen, wird geld(bzw. Kapital) teuer.

Ein Investor mit einem MFH hätte dann höhere Zinskosten, als er durch mieten einnehmen kann. Er würde Minus machen. Weil er rechnen kann, baut er gar nicht erst. Wenn nicht gebaut wird, gibt es weniger Arbeit für Handwerker, Architekten usw.

Hohe Zinsen bremsen also die wirtschaft.

Auf der Suche nach einer schnellen wirtschaft, die uns alle reich macht, war Geld in der letzten Dekade sehr billig. Die Zinsen waren bei Null.

Der wirtschaft hat es tatsächlich gut getan.

Aber so niedrige Zinsen gab es vorher noch nie. Was dadurch genau passiert, weiss also niemand so richtig. Vielleicht finden wir es in Zukunft heraus.

[-] A2PKXG@feddit.de 9 points 1 year ago

Tldr: Die aktuellen Zinserhöhung sollen die Inflation bremsen, indem die Nachfrage gebremst wird.

Kannst du erklären in welcher Relation €STR und Leitzins stehen und warum der €STR nicht 1:1 so hoch ist wie der Leitzins?

[-] hdgdlfiuebdtus@feddit.de 5 points 1 year ago

Danke schonmal für deine ausführliche Antwort! Ich steh leider immernoch etwas auf dem Schlauch. Ich fasse daa hier mal für mich zusammen:

  • Wenn ich es richtig verstehe, verleiht die EZB "ihr Geld" (woher hat die EZB überhaupt das Geld? Drucker macht brrr?) an Europäische Banken. Die Banken geben dann wiederrum den Leitzins an ihre Kunden weiter.

  • Dadurch wird es teurer sich einen Kredit zu nehmen.

  • Dadurch investieren alle weniger.

  • Durch weniger Investitionen, entsehen weniger Aufträge bei Handwerkern, Unternehmen, etc..

  • Weniger Aufträge -> weniger Arbeit -> mehr Arbeitslose -> mehr soziale Abgaben -> Max Mustermann hat weniger Geld in der Tasche -> höhere Inflation

Sehr wahrscheinlich ist da irgendwo ein Denkfehler. Ich habe einfach viel zu wenig Ahnung von der Materie und hätte gern mehr wirtschaftspolitisches Verständnis. Ab einem gewissen Punkt macht mein Gehirn aber einfach dicht und ich verstehe nur noch Bahnhof.

Eine Buchempfehlung oder sonstige Contentvorschläge würde ich begrüßen.

[-] NEngemaier@feddit.de 8 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Der Fehler liegt nur hier: "Weniger Aufträge -> weniger Arbeit -> mehr Arbeitslose -> mehr soziale Abgaben -> Max Mustermann hat weniger Geld in der Tasche -> höhere Inflation".

Weniger Aufträge und weniger Arbeit führen zu größerem Konkurrenz- und Preisdruck auf der Angebotsseite, was idealerweise zu Preissenkungen führt. Mehr Arbeitslose führen (so die Hoffnung) zu weniger steilen Gehaltsentwicklungen und dämpfen so Lohn<-> Preisspiralen. (Achtung nicht wenige halten die ohnehin für einen Mythos). Das Fallen von Menschen ins soziale Netz dämpft durch die niedrigere Kaufbereitschaft den Konsum und hat somit auch eher dämpfenden Einfluss auf die Inflation.

Auf der anderen Seite steht eher die Sorge eine (zu starke?) Rezession auszulösen. Diese könnte zur Entwertung des Euros beitragen was die Preise für Importe steigert (was wiederum die Inflation anheizen könnte).

Und natürlich hat all das soziale und politische Auswirkungen, die man nicht ausblenden sollte. (Die hat eine hohe Inflation aber auch.)

this post was submitted on 15 Jun 2023
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Finanzen

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