Früher™ stand beim Wehrdienst eine Sache zentral im Mittelpunkt: der 'Bürger in Uniform'. Das war schon bei der Gründung der Bundeswehr ein zentraler Marketinghebel, um überhaupt die Wiederbewaffnung an eine kriegsmüde Gesellschaft zu verkaufen.
Ich finde es sehr bezeichnend, wie sehr wir in der aktuellen Debatte vergessen haben, dass ein starkes, von der Gesellschaft abgeschottetes Militär (a.k.a. Staat im Staate) brandgefährlich ist.
Immer, wenn es um die Wehr-/Dienstpflicht geht, heißt es
- wir brauchen mehr Soldaten, Verteidigungsfähigkeit
- da lernen die jungen Menschen was fürs Leben
- da tun die jungen Menschen was für die Gesellschaft
Die letzteren beiden Punkte sind aber nicht allgemeingültig anwendbar: es gibt Leute die da was lernen, die sich gut fühlen, weil sie etwas für die Gesellschaft tun. Genausoviele fühlen einfach nichts, außer, dass sie Zeit verschwenden, und vermutlich gibt es sogar Menschen, für die es schädlich ist.
In meinem Wehrdienst habe ich vor allem gelernt, dass enorm viele Anwärter bei der Bundeswehr Nazis sind. Wenn Punkt 1 stimmt, und wir Militär brauchen, dann brauchen wir auch IMMER die Wehrpflicht, um den Laden halbwegs sauber und kontrolliert zu halten. Der 'Bürger in Uniform' ist DAS zentrale Element einer Wehrpflicht, ich finde es schockierend, dass das nie irgendwo erwähnt wird. Insbesondere von Menschen, die selbst Wehrdienst geleistet haben, und jetzt öffentlich die Wiedereinsetzung fordern, wünsche ich mir, sich da mal ehrlich zu machen!